Bericht: Pandemie schiebt Jugendarbeit Riegel vor


Gesamtwehr, am 20.11.2020 um 13.02 Uhr


Gesamtwehr

Die Jugend ist unsere Zukunft. Dieser Satz des katholischen Bischofs Heinrich Vieters, den der erste apostolische Vikar Kameruns vor mehr als 100 Jahren prägte, hat heute
noch Gültigkeit, doch angesichts der Pandemie haben es Vereine und Institutionen schwer, Nachwuchs zu finden. Da ist die Freiwillige Feuerwehr in Eppingen keine Ausnahme,
wie Kommandant Thomas Blösch sagt. „Seit dem ersten Lockdown im März können wir mit unseren Jugendlichen nicht mehr üben.“ Er geht davon aus, dass sich das in diesem
Jahr nicht mehr ändern werde.

Was also tun, um den Nachwuchs bei der Stange zu halten? „Wir müssen neue Wege gehen“, so der 39-Jährige, „deshalb setzen wir vermehrt auf digitale Medien.“ Das ist mit viel Aufwand verbunden,
wie die Verantwortlichen wissen. „Wir müssen uns überlegen, was wir machen wollen, wie wir das umsetzen, dann müssen die Videos gedreht und bearbeitet werden, bevor
sie online gehen.“ Diese „Erklärvideos“ wie sie Blösch bezeichnet, lässt die Feuerwehr derzeit laufen. Ob so alle Jugendlichen bei der Stange bleiben? Blösch zuckt die Achseln.
„Wir hoffen es natürlich, doch endgültig wissen wir es erst, wenn wir den Übungsbetrieb mit den Jugendlichen wiederaufnehmen dürfen und sehen, wer wieder zu den Übungen kommt.“

Erschwerend für die Feuerwehr in Sachen Jugend ist, dass bei den Vereinen die Jugendarbeit zwischen den beiden Zwangspausen im Frühjahr und jetzt wieder möglich war.
Das habe den Jugendlichen Alternativen zur Feuerwehr eröffnet. In den Köpfen von Kindern und Jugendlichen präsent zu bleiben, ist ebenfalls sehr schwer derzeit. „Normalerweise
machen wir schon mal Übungen in Wohngebieten, von denen wir wissen, dass dort viele Kinder und Jugendliche wohnen, um das Interesse zu wecken“, sagt Blösch, „aber das fällt natürlich jetzt
auch weg.“

Deshalb musste sich die Wehr etwas Neues überlegen. Herausgekommen ist eine Nikolausaktion für Kinder bis zwölf Jahre in der Kernstadt und den Stadtteilen. „Wir wissen,
dass Kinder und Jugendliche von der Pandemie und den daraus folgenden Einschränkungen mit am stärksten betroffen sind“, so Blösch, „deshalb möchten wir ihnen am 6.
Dezember eine Freude bereiten.“ Den Verantwortlichen geht es aber auch darum, den Kindern zu zeigen, „wir sind noch da und wir sind nicht nur da, wenn man uns braucht, sondern
wir sind als Gemeinschaft immer für die Gemeinschaft da“. Deshalb bekommt jedes Kind, das sich bis 1. Dezember anmeldet, ein Tütchen, in dem sich neben einer
süßen Überraschung auch ein Informationsblatt über die Jugendfeuerwehr und ein Gutschein für einen Besuch bei der Jugendfeuerwehr befinden.

Ausgefahren werden die Überraschungen mit dem Feuerwehrauto. Die Wehrleute würden sich freuen, selbstgemalte Bilder an den Türen zu finden, die sie mitnehmen und irgendwann im
Feuerwehrhaus ausstellen können. Dass die Aktion ankommt, zeigte sich in der ersten Stunde nachdem Anmeldungen unter www.feuerwehr-eppingen.de möglich waren. Mehr als 300 Kinder hatten sich angemeldet.
„Bei den Kindern ist die Begeisterung für die Feuerwehr ungebrochen, ein rotes Auto mit blauem Licht zieht immer noch“, freut sich Blösch. Erst im Teenageralter werde es schwieriger, die Jugendlichen
bei der Stange zu halten.

Neben dem Üben des feuerwehrtechnischen Einmaleins fehle der Wehr derzeit auch auch die Kameradschaft, sagt Blösch. „Wir müssen uns aufeinander verlassen und uns gegenseitig im Einsatz blind vertrauen
können. Deshalb fehlt das Zusammensein nach Übungen und Einsätzen.“


Zwischen den Lockdowns kehrte die Freiwillige Feuerwehr zu einem Übungsbetrieb light zurück. „Wir haben Übungen mit acht Teilnehmern durchgeführt und sind damit gut gefahren“, so Thomas Blösch,
„wir haben gesehen, dass die Disziplin und der Wille da waren und dieses Modell werden wir auch wieder fahren, wenn es wieder möglich ist.“ Für die Übungen mussten sich die Teilnehmer
anmelden. Danach war zwei Wochen Pause für die Teilnehmer, um die Inkubationszeit abzuwarten. Losgelöst davon wurde mit 18 jungen Leuten, die noch keinen Melder haben, freitags geübt, um sie an die
Aufgaben heranzuführen.

nit
HEILBRONNER STIMME | Kraichgau Stimme | KRAICHGAU | 28 | Freitag, 20. November 2020

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