Bericht: Bei Alarm weiß jeder, was zu tun ist


Gesamtwehr, am 09.09.2020 um 21.21 Uhr


Gesamtwehr

Ein Feuerwehreinsatz ist durchgeplant vom Notruf bis zum Nachbericht – Verschiedene Trupps haben genaue Aufgaben

HEILBRONNER STIMME | Kraichgau Stimme | KRAICHGAU | 26 | Dienstag, 8. September 2020
Serie: So funktioniert das Von Nicole Theuer

Was tun, wenn es brennt? Wie funktioniert ein Feuerwehreinsatz? Thomas Blösch ist Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Eppingen und weiß: Am Anfang steht der Notruf. Eines schickt der 39-Jährige voraus: „Man kann bei einem Notruf keinen Fehler machen. Den einzigen Fehler, den man machen kann, ist nichts zu tun.“ Anruf Egal, ob Verkehrsunfall, Brand oder eine andere Schadenslage: „Den Notruf wählen kann jeder“, sagt Blösch. Aber dann darf man nicht auflegen: „Es ist ganz wichtig, immer zu warten, ob es von der Leitstelle Nachfragen gibt.“ Das sind zunächst einmal die W-Fragen: Was ist
passiert und wo? Wie viele Personen sind betroffen? „In der Leitstelle sitzen geschulte Mitarbeiter, die jeden Anrufer leiten“, weiß Blösch. Zwei Notrufnummern gibt es, die 110 und die 112. Die 110 gehört der Polizei, die 112 zur Feuerwehr. „Wenn es Verletzte gibt oder einen Schaden wie einen Brand, bei dem die Feuerwehr tätig werden muss, ist die 112 die schnellste Wahl, um Hilfe zu bekommen“, sagt Blösch. Ist der Notruf abgesetzt, dann startet die Leitstelle einen Einsatz. Dann läuft ein minutiös  ausgearbeitetes Protokoll an: die Rettungskette. Die Leitstelle koordiniert den Einsatz. Wenn es brennt, dann alarmiert die Leitstelle die Feuerwehr, den Rettungsdienst und die Polizei – dann sind also alle drei Hilfsorganisationen dabei. Die Angehörigen der Feuerwehr erhalten die Meldung auf ihren Meldeempfänger. In der Feuerwache gehen außerdem ein Alarmfax und eine E-Mail ein. „Durch die Meldung auf dem Meldeempfänger weiß jeder schon auf der Anfahrt zum Feuerwehrhaus,
was in etwa auf uns zukommt“, schildert Blösch. Auch, welche Fahrzeuge zu besetzen sind. Der
Maschinist fährt das Feuerwehrauto und informiert sich vorher über den Einsatzort und die Strecke dorthin. „Wir haben einen Stadtplan aufgehängt, an dem sich der Maschinist orientieren kann“, so Blösch. „Oft weiß aber auch ein Mitfahrer, wo es hingeht.“ Abgelegene Gebiete baut Blösch in Übungen ein, damit sich die Wehrleute dort auskennen. Treffen die Fahrzeuge am Brandort ein, sieht es häufig so aus, als ob sie erst einmal vorbeifahren. „Wir müssen immer schauen, wie wir die Fahrzeuge richtig aufstellen“, macht Blösch klar, der auch nicht verhehlt: „Am Anfang gibt es immer eine kurze Chaosphase.“ Denn: „Wir sind alles Freiwillige. Jeder, der im Einsatz ist, hat vorher was anderes
gemacht, war vielleicht noch bei der Arbeit, am Essen oder wurde aus dem Schlaf gerissen.“ Trotzdem
sind sie alle Profis: „Jeder von uns weiß vom ersten Augenblick an, was zu tun ist, wo er seine Position hat.“ Angriff Angekommen am Einsatzort, erkundet der Gruppenführer zunächst die Einsatzstelle. Grundsätzlich gehe Menschen- und Tierrettung vor. Der Angriffstrupp ist der erste, der mit Atemschutzgeräten das brennende Gebäude stürmt, um Personen zu suchen. Bis der Rettungsdienst
eintrifft, übernimmt der Angriffstrupp auch die Erste Hilfe. Die Feuerwehr schaut immer selbst nach, ob noch Leute im Haus sind. Trotzdem ist sie auf Auskünfte vor Ort angewiesen. Sie hat auch Zugriff
auf Daten des Einwohnermeldeamts und entscheidet, ob Häuser im Umkreis geräumt werden.
Anschließend beginnt der Löscheinsatz: Der Gruppenführer bestimmt die Einsatztaktik, Wassertrupp
und Schlauchtrupp organisieren die Wasserversorgung und verlegen die Schläuche, der Maschinist
bedient die Pumpe am Fahrzeug. Der Angriffstrupp führt die erste Spritze, sofern er nicht mit der Versorgung Verletzter beschäftigt ist, weitere Trupps folgen. Und dann heißt es „Wasser marsch!“

Kommandant Thomas Blösch steht seit März 2018 an der Spitze der Eppinger Feuerwehr.
Vom Funkraum aus hat er alles im Blick. Foto: Franz Theuer


Nach dem Einsatz ist noch viel zu tun

Mit dem Löschen des Brandes ist für die Feuerwehr der Einsatz noch nicht beendet. „Am Ende eines Einsatzes wird die Brandstelle an den Eigentümer übergeben“, verdeutlicht Thomas Blösch. „Wir klären den Eigentümer auf und informieren ihn beispielsweise darüber, auf was er achten muss.“ Außerdem wird die Feuerwehr Löschwasser aufsaugen und aus dem Gebäude bringen. Sind die Einsatzkräfte ins Feuerwehrhaus zurückgekehrt, müssen die Fahrzeuge aufgerüstet werden. Das heißt:Schläuche, die gebraucht wurden, werden geputzt, Atemschutzgeräte werden getauscht, damit sie geprüft und aufgefüllt werden können. Und auf den Einsatzleiter wartet viel Schreibkram: Er muss den Einsatzbericht schreiben. „Wir bewahren diese Berichte digital und analog auf, denn Datensicherung ist bei uns ein ganz wichtiger Aspekt“, verdeutlicht Thomas Blösch.

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