Bericht: Ausbildungsstau angegangen


Gesamtwehr, am 12.05.2021 um 10.40 Uhr


Gesamtwehr

Erster kreisweiter Lehrgang der Feuerwehr unter Pandemiebedingungen fand in Eppingen statt
Ein Bericht der HST am 11.05.21 von Nicole Theuer

 

Zwei Tage lang büffelten 50 Nachwuchsfeuerwehrkräfte das Einmaleins des Atemschutzes. Unter der Leitung der Ausbilder der Berufsfeuerwehr Heilbronn (BF) fand in
Eppingen der erste Atemschutzgeräteträgerlehrgang während der Coronavirus-Pandemie statt. „Wir schieben eine Bugwelle vor uns her“, erläuterte Kreisbrandmeister
Bernd Halter, „denn im vergangenen Jahr fanden so gut wie keine Ausbildung oder Lehrgänge statt.“

100 bis 120 neue Atemschutzgeräteträger brauchen die Feuerwehren im Landkreis jährlich, so dass der Lehrgang in Eppingen erst der Beginn des Abbaus des Ausbildungsstaus
ist. „Wir hatten die Wahl, entweder den Kopf in den Sand zu stecken, oder proaktiv die Situation auszugehen“, so Halter. Gefragt seien kreative Konzepte, um
eine sinnvolle und effektive Ausbildung anbieten zu können. Die fanden sich in Eppingen mit der Freiwilligen Feuerwehr und der Stadt.

Denn die Anforderungen waren hoch. Zum Beispiel mussten die sanitären Einrichtungen mehrmals täglich gereinigt werden. „Wir führen diesen Lehrgang nicht zum
Selbstzweck durch, sondern, um die Einsatzfähigkeit der Wehren zu erhalten“, sagt Halter, „wir halten uns an die Vorschriften und treffen Maßnahmen, um das Risiko auszuschalten.“
So saßen die Teilnehmer des Lehrgangs während der theoretischen Ausbildung in der Hardwaldhalle weit voneinander entfernt, jeder musste sich morgens einem
Schnelltest unterziehen und ausreichend FFP2-Masken zur Hand haben.

Bereit für Neues „Wir machen in Sachen Hygiene mehr als wir müssen“, so Halter, „wir haben einen Corona-Schiedsrichter in der Halle, der die große Disziplin der Teilnehmer
unterstrichen hat, und wir haben jeden Teilnehmer fünf Tage vor und fünf Tage nach dem Lehrgang aus seiner jeweiligen Einsatzabteilung herausgenommen.“ Während der
praktischen Ausbildungsteile wurden Kleingruppen gebildet, jede Gruppe hatte ihre eigenen Ausbilder. Der Organisationsaufwand sei sehr hoch. Halter: „Doch wir sind
bereit, neue Wege zu gehen.“ Die Anforderungen, die an die Atemschutzgeräteträger gestellt werden, sind hoch. Der Eppinger Tim Kümmerle musste sich wie die
anderen 49 Lehrgangsteilnehmer vorab einer Tauglichkeitsuntersuchung unterziehen. Deren Bedeutung hebt Halter hervor: „Atemschutz ist eine der anspruchsvollsten
Tätigkeiten, da müssen Kondition und die körperlichen Voraussetzungen stimmen.“ Ausgestattet mit dem Wissen aus dem zweitägigen Lehrgang in der Fachwerkstadt mussten die Nachwuchskräfte
zum Abschluss noch die Atemschutzstrecke bei der BF Heilbronn absolvieren. Übungsstrecke „Das ist die Abschlussprüfung“, erzählt Bernd Halter,
„und sozusagen die Lebensversicherung des Feuerwehrmannes.“ Erst seit dem Frühjahr ist diese Übungsstrecke in Heilbronn wieder geöffnet. Pandemiebedingt musste
sie im vergangenen Jahr geschlossen und danach etwas umgebaut werden, wie Frank Zimmermann, bei der Stadt Heilbronn für Feuerwehrbelangezuständig und selbst
Feuerwehrmann, erzählt.

Fehlende Routine Grundsätzlich, so Kreisbrandmeister Bernd Halter, müsse man sich um den Ausbildungs- und Leistungsstand der 45 Feuerwehren im Landkreis Heilbronn und der sieben
Werksfeuerwehren keine Sorgen machen. „Doch nach über einem Jahr Pandemie sind wir an einem Punkt angekommen, an dem wir bremsen müssen, denn inzwischen verwenden wir im Einsatz wertvolle
Zeit darauf, über Standardtätigkeiten nachzudenken.“ Die Routine fehle, weil die Übungen fehlten. „Inzwischen erkennen wir einen erhöhten Ausbildungsbedarf beispielsweise in
der Fahrausbildung.“ Erfreut ist Halter darüber, dass keine Feuer- oder Werksfeuerwehr wegen Corona schließen musste. Das zeige, dass die Hygiene-Konzepte funktionierten
und vor Ort sehr erfolgreich umgesetzt würden. nit

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